Verein zur Förderung persönlichen Wachstums e.V.

Der Verein hatte seinen Sitz 1995-2017 in Welschbillig (Nähe Trier/Luxembourg).

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MAX EHRMANN, WÜNSCHENSWERTES - DESIDERATA

Gehe gelassen mitten durch Lärm und Hast dieser Zeit
Und sei dir bewusst, was für ein Frieden in der Stille sein kann.

Versuche mit allen Menschen so weit wie möglich gut auszukommen,
jedoch ohne dass du dich selbst verrätst.

Sage deine Wahrheit ruhig und klar und höre den anderen zu,
denn auch die Törichten und Unwissenden haben ihre Geschichte.

Meide laute und aggressive Menschen;
denn sie sind eine Verwirrung für deinen Geist.
Schaue nicht neidisch auf andere, sonst könntest du eitel und bitter werden;
denn es wird immer Menschen geben,
die mehr oder weniger sind und haben als du.

Freue dich darüber, was du erreicht hast, ebenso über deine Pläne.
Bleibe an deiner Entwicklung interessiert, bleibe aber bescheiden.
Das Wachstum ist ein wirklicher Besitz in dem wechselnden Glück der Zeit.

Sei sorgfältig in deinen Geschäftsangelegenheiten;
denn die Welt ist voller Hinterhältigkeit,
aber lasse dich dadurch nicht blind machen für Menschen mit Tugenden.
Viele Menschen kämpfen für hohe Ideale
und überall ist das Leben voller Heldentum.

Sei du selbst. Besonders täusche keine Zuneigung vor.
Sei auch nicht zynisch über die Liebe;
denn angesichts der Trockenheit und Enttäuschung des Lebens
ist die Liebe dauerhaft wie das grüne Gras.
Nimm den Rat der Alten freundlich auf
und gib dankbar deine Dinge der Jugend weiter.

Die gewachsene Kraft des Geistes bewahrt dich,
wenn Du plötzlich in Unglück gerätst,
aber quäle dich nicht mit Trugbildern.
Viele Ängste werden durch Müdigkeit und Einsamkeit geboren.
Neben einer guten Disziplin sei gütig mit dir selbst.
Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und Sterne.

Du hast das Recht, da zu sein.
Ob es Dir klar ist oder nicht,
das Universum entwickelt sich ohne Zweifel so wie es soll.
Deshalb lebe in Frieden mit Gott,
was immer du denkst oder du dir vorstellst, wer er sei,
und was immer deine Bestrebungen auch sind
in dem lauten Durcheinander des Lebens.

Halte Frieden mit deiner Seele.
Bei all der Belastung, dem Kampf und den zerbrochenen Träumen
ist es doch eine wunderbare Welt.

Sei heiter.
Versuche mit aller Kraft glücklich zu sein.


Der Originaltext

Go placidly amid the noise and haste, and remember what peace there may be in silence. As far as possible without surrender be on good terms with all persons. Speak your truth quietly and clearly; and listen to others, even the dull and ignorant; they too have their story.

Avoid loud and aggressive persons; they are vexations to the spirit. If you compare yourself with others, you may become vain and bitter; for always there will be greater and lesser persons than yourself. Enjoy your achievements as well as your plans.

Keep interested in your own career, however humble; it is a real possession in the changing fortunes of time. Exercise caution in your business affairs; for the world is full of trickery. But let this not blind you to what virtue there is; many persons strive for high ideals; and everywhere life is full of heroism.

Be yourself. Especially, do not feign affection. Neither be cynical about love: for in the face of all aridity and disenchantment it is perennial as the grass.

Take kindly the counsel of the years, gracefully surrendering the things of youth. Nurture strength of spirit to shield you in sudden misfortune. But do not distress yourself with imaginings. Many fears are born of fatigue and loneliness. Beyond a wholesome discipline, be gentle with yourself.

You are a child of the universe, no less than the trees and the stars; you have a right to be here. And whether or not it is clear to you, no doubt the universe is unfolding as it should.

Therefore be in peace with God, whatever you conceive Him to be, and whatever your labours and aspirations, in the noisy confusion of life keep peace with your soul.

With all its sham, drudgery and broken dreams, it is still a beautiful world.
Be cheerful.
Strive to be happy.

Kommentar

Hunderttausendfach kopiert, weitergereicht von Hand zu Hand, auf Postern und Karten abgedruckt, erreicht ein Text die Herzen unzähliger Menschen. Zunächst nur in den USA, doch bald in der englischsprachigen Welt bekannt, finden die DESIDERATA seit ein paar Jahren auch in Übersetzungen auf der ganzen Welt immer mehr Liebhaber.

Was hat es mit diesem Text auf sich? Warum berührt dieser Text, dessen Herkunft mit der Old Saint Paul's Church in Baltimore und dem Jahr 1692 verbunden wird, so viele Menschen? Es ist eine bezaubernd schöne, treffende Lebensregel. Jeder, der den Text zum ersten Mal liest, hat ein Aha-Erlebnis, er fühlt sich sofort von ihm angesprochen und möchte ihm einen Platz in seinem Leben geben: Mit seiner schlichten Klarheit spricht er tiefe Wahrheiten gelassen aus. Man hat das Gefühl, wenn man nur einen Bruchteil beherzigte, würde das eigene Leben gelingen, würde man ein glücklicher Mensch werden.

Natürlich sind die DESIDERATA nicht 300 Jahre alt, und der Text braucht dieses Alter auch nicht, um seine Autorität zu gewinnen, da ihn jeder unmittelbar als wahr erkennen kann. Ein Missverständnis führte zu dieser Datierung. Das Gedicht stammt aus der Feder des Amerikaners Max Ehrmann (1872-1945): ein Enkel deutscher Auswanderer, ein Jurist, der nach dem Studium von Philosophie und Jura an der Harvard School of Philosophy lieber Dichter geworden wäre, doch sich als Anwalt seinen Lebensunterhalt verdienen musste. Drei Jahre nach seinem Tod wurde unter dem Titel "The Poems of Max Ehrmann" ein Gedichtband verlegt, in dem auch die DESIDERATA veröffentlicht wurden.

Seine Berühmtheit erhielten die DESIDERATA auf Umwegen: Frederic W. Kates, zwischen 1956 und 1961 Rektor der St. Paul's Kirche in Baltimore, machte es sich zur Angewohnheit, Texte, die ihm besonders viel bedeuteten, nicht nur für sich in Anthologien zu sammeln, sondern diese auch allsonntäglich vervielfältigt in den Kirchenbänken für seine Gottesdienstbesucher auszulegen. So auch Max Ehrmanns 1927 verfasste DESIDERATA. Rektor Kates druckte das Gedicht auf dem Briefpapier seiner Kirche: "Old Saint Paul's Church, Baltimore, founded 1692", was zum Missverständnis bezüglich der Herkunft und des Alters des Textes bis auf den heutigen Tag führte. Einem oder mehreren Gemeindemitgliedern muss das denkwürdige Gedicht so gut gefallen haben, dass sie es ihrerseits vervielfältigten und weitergaben. Im Schneeballprinzip erreichte der Text ungeheure Verbreitung und findet auch heute noch seinen Weg in die Herzen der Menschen.

Georg Frericks

Mehr unter http://de.wikipedia.org/wiki/Desiderata_%28Gedicht%29
und http://www.vbraren.de/desiderata.htm#Desiderata_Top

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